Eigentlich hat er vor 2500 Jahren bereits alles gesagt!
Lao-Tse schafft es in seinem Tao-Te-King, ohne irgendwelche Ge- oder Verbote aufzustellen, einen Weg aufzuzeigen, der mit Weisheit allen Lebenssituationen gerecht wird. Er sucht nicht nach einer personifizierten Gottheit; seine Worte scheinen direkt aus der »Weltenmutter«, dem Ur-sprung, dem Unbeschreibbaren zu kommen.
Worte sind die kräftigsten Waffen, derer wir uns bedienen können. Sie vermögen zu verletzen und Schmerzen zuzufügen, diese aber auch zu lindern.
Lao-Tses Worte sind Worte der Weisheit. Ganz ohne Dogma und Theologie könnten diese alle Fehden und Unstimmigkeiten zwischen den Menschen, Staaten und Religionen lösen, wenn wir ihm zuhören und seinen Worten folgen würden.
Ähnlich wie Leo Tolstoi in seinem Werk »Gegenseitigkeit«, mit Blick auf die »Goldene Regel«, das »Gesetz der Gegenseitigkeit« als einziges Mittel nannte, die gemeinsame Wohlfahrt aller Menschen und Völker herbeizuführen, ist auch Lao-Tse mit seinem Tao-Te-King zu verstehen. Wo diese universalen Lebensregeln beachtet werden, ist es unmöglich, dass Menschen, Völker oder Religionen sich einander übervorteilen oder sich gegenseitig Schaden zufügen.
Alle Rechtssysteme sind an ihre Zeit und an das jeweilige Volk gebunden, für die sie verfasst wurden. Sie bleiben von politischen, weltanschaulichen und religiösen Bewertungen abhängig und sind durch intellektuelle und rationelle Festlegungen sowie aus mangelndem Vertrauen in das Leben und in die Menschen verfasst worden.
In einer nach dem Tao-Te-King gelebten Weise werden alle Gesetze und Verordnungen, Ge- und Verbote überflüssig. Alle von Menschen, Politikern und/oder religiösen Führern aufgestellten Regelungen, seien sie politischer, theologischer oder wissenschaftlicher Art, konnten der Menschheit bislang nicht zu Wohlergehen und Frieden verhelfen. Im Gegenteil: Sie haben die Unsicherheiten und Nöte eher noch verstärkt und vermehrt.
Lao-Tse will mit seinem Werk niemanden bekehren, für sich gewinnen oder eine neue Glaubensrichtung anstreben – nichts vertrüge sich schlechter mit seinem Werk und seiner Aufgabe. Alles was er zu erreichen suchte, war die Menschen an ihre lebendigen geistigen Kräfte und Möglichkeiten zu erinnern und diese wieder in ihr Bewusstsein – ihr Leben – zurückzubringen.
Alles Sein ist ein einziges Energiefeld und alles Wirkende ist Geist. Es liegt also einzig an uns Lao-Tses Worte, in denen alles Ausdruck fand, aufzunehmen und in unser Leben zu transformieren. Vielleicht ist es dabei manchmal nötig, die eigenen Perspektiven und Ansichten zu verändern.
Besinnen wir uns also auf seine Worte in einer Zeit wie der unsrigen, in der wir um ein gänzlich neues Bild des Miteinanders ringen müssen.
Es wäre noch viel zu sagen, doch das möchte ich dem Gespür und dem Nachdenken des besinnlichen Lesers überlassen.
Lao-Tses Tao-Te-King ist aus dem Unergründlichen geschöpft; es ist selbst unergründlich. Aber auch seine Worte sind nur Worte, die aus dem [menschlichen] Dualitätsdenken entspringen. Ihre Bedeutungen aber sprengen all unsere Vorstellungen.
Mit den 81 Versen Lao-Tses ist eigentlich ALLES GESAGT! Nur an der richtigen Umsetzung hat es bislang gefehlt.
Manuel-V. Kissener
(Herausgeber und Publizist)
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Nachwort des Herausgebers Manuel Kissener aus dem von ihm neu herausgegebenen Buch
„Lao-Tse, TAO TE KING – Text und Einführung von Rudolf Backofen“.
Erscheint im Herbst 2014 im Drei Eichen Verlag, D-97762 Hammelburg.
© 2013 by Manuel-V. Kissener und Drei Eichen Verlag